Warum keiner weiß was ein Social Media- und Community-Manager eigentlich macht!

von | Mrz 12, 2016 | Berufsbild, Social Media | 2 Kommentare

In seinem Artikel „Social Media als Job – Fremdbild und Selbstbild – oder: Warum kein Schwein weiß, was ich eigentlich tu…“ beschreibt Thomas Meyer eine Familienfeier, auf der er erfolglos versucht zu erklären, was eigentlich sein Job ist. Irgendetwas mit Social und so.

Doch nicht nur in der breiten Gesellschaft auch in vielen Unternehmen sind die Position und Aufgaben eines Social Media- oder Community-Managers oftmals noch unklar. Nicht nur fehlendes Verständnis, auch schlechte Ressourcenplanung und fehlende Wertschätzung sind das Resultat. Doch warum ist das so? Was sind die Gründe, dass sich die neuen Berufsbilder, trotz des sich schnell ändernden digitalen Wandels, noch nicht etabliert haben?

Kein Team

Viele Social Media- und Community-Manager sind als Einzelkämpfer unterwegs. Ganz unabhängig davon, dass es meist schwer ist, die vielfältigen Aufgaben alleine zu meistern, in vielen Unternehmen wird eine Abteilung bzw. Aufgabe erst wirklich wahrgenommen, wenn ein Team für die Aufgaben verantwortlich ist und nicht nur eine einzelne Person.

Diverses Berufsfeld

Das Berufsfeld ist immer noch nicht genau abgegrenzt. Dies spiegeln nicht nur die teils kurios anmutenden Stellenausschreibungen wieder: Vom SEO-Experten mit Photoshop-Kenntnissen, hin zu dem Nachtportier, der mal eben die Social Kanäle mit betreuen soll (Kein Witz, diese Ausschreibung gab es wirklich mal).

Auch die Berufsbezeichnungen sind nicht einheitlich. In unserer BVCM-Umfrage „Zum Status von Social-Media- und Community-Management in D-A-CH“, an der ich mitgewirkt habe, waren es gerade mal die Hälfte der Befragten, die den Jobtitel Social-Media- oder Community-Manager tragen. 11,13 % der Befragten haben bei der Frage nach der Berufsbezeichnung mit „Sonstiges“ geantwortet. Die Freifeld-Antworten reichten hierbei dann vom „Social Media & Communications Specialist” über „E2.0 Project Manager & Chief Corporate Community Manager“ bis hin zu „Social Media Strategist Associate“ und „Alumni Relationship Manager“. Durch die vielen unterschiedlichen Aufgaben und Berufsbezeichnungen werden wir oftmals nicht als eine einheitliche Berufsgruppe wahrgenommen.

Wenig Berufserfahrung

Ich arbeite seit fast 10 Jahren im Bereich Social-Media- und Community-Management und habe viele Kollegen, die ähnliche lange oder sogar noch länger in diesem Berufsfeld tätig sind. Doch damit stellen wir die Ausnahme dar. So hat unsere Studie im letzten Jahr gezeigt, dass 74% der Social Media- und Community-Manager weniger als 5 Jahre Berufserfahrung in diesem Job haben.  Um einen Job in der Gesellschaft und in Unternehmen zu etablieren, braucht es aber genau diese Berufserfahrung, denn je etablierter man im Job ist, desto besser kann man die eigenen Vorstellungen und Werte vertreten.

Wenn man nichts hört, ist es gut

Gerade für den Community-Manager gilt in vielen Fällen, wenn man von ihm nichts hört, dann macht er seinen Job gut. Heißt, wenn es der Community gut geht, die User friedlich und nett miteinander umgehen, nicht gerade irgendwo eine Krise tobt, dann hat der Community-Manager seinen Job gut gemacht. Natürlich stehen auch immer die Vermittlung zwischen Unternehmen und Kunden und die Weiterentwicklung der Community auf dem täglichen Aktionsplan und man muss hierzu Rücksprache halten. Doch wie wichtig der Job eines Community-Managers ist, merken viele Unternehmen erst, wenn es zu spät ist und die öffentliche Krise in den sozialen Netzwerken oder auf der eigenen Plattform bereits in vollem Gange ist.

Kein Aufschrei bei Abend- und Wochenendarbeitszeiten

Die User sind 24/7 aktiv, was in unserem Jobfeld mitunter bedeutet, dass auch wir zu diesen Zeiten aktiv sein müssen. Neben den Kernarbeitszeiten arbeiten 44,2 % der Studien-Befragten auch am Wochenende und am Abend. 53,73 % sind in Ausnahmefällen auch im Urlaub erreichbar. Doch es gibt in unserem Berufsfeld keinen Aufschrei ob dieser ungewöhnlichen Arbeitszeiten, denn unser Job bringt dies mit sich und wir haben uns bewusst dazu entschieden. Ausführlich habe ich mich diesem Thema, in einem Artikel für den BVCM gewidmet: Work Life Balance im Leben eines Social Media und Community Managers. Geht das überhaupt?

Öffentliche Wahrnehmung wird unterschätzt

Vielen Unternehmen ist noch immer nicht bewusst, welchen großen Einfluss die Präsenz in sozialen Netzwerken auf ihre öffentliche Wahrnehmung hat. Es ist zwar in den meisten Unternehmen zum Glück nicht mehr so schlimm, dass der Praktikant die Social-Media-Kanäle betreut, doch dass diese Netzwerke den gleichen oder teils noch höheren Stellenwert, je nach Zielgruppe, wie eine Presseabteilung haben sollten, ist in den wenigsten Unternehmen etabliert.

Voraussetzung nicht einheitlich und unklar

Welche Fähigkeiten und Kenntnisse man für einen Job als Social-Media- und Community-Manager braucht ist vielen Unternehmen und auch den dortigen HRlern nicht bekannt. Das Berufsfeld ist wie oben aufgeführt zu unterschiedlich. Natürlich ist es von Vorteil, wenn wir SEO-(Grund-)Kenntnisse haben, wenn wir uns mit HTML und IT auskennen und eine rechtliche Grundbildung mitbringen. Doch all dies sind eigene Berufsfelder und es ist nicht möglich in allen Bereichen absoluter Experte zu sein. Die unterschiedlichen Stellenausschreibungen zeigen, dass hier eine falsche Wahrnehmung am Markt herrscht. Die Stellenprofile müssen geschärft und so das Berufsbild am Markt etabliert werden.

Relevanz wird nicht wahrgenommen

Die Wichtigkeit des Berufsfeldes wird in vielen Bereichen immer noch nicht wahrgenommen. So erhielt ich vor Kurzem einen Anruf von einem potentiellen Kunden. Auf mein Angebot eine Strategie zu erstellen, fragte er ganz verwundet, warum es denn einer Strategie bedürfe. Er wolle doch nur, dass ich ein paar Posting auf seiner Facebookseite einstelle, um so seine Marke bekannter zu machen und am Markt zu etablieren.

Was muss sich ändern?

Bevor sich das Berufsfeld von Social-Media- und Community-Managern in der breiten Masse etablieren kann, muss zuerst geklärt werden, was Social Media und Community Management überhaupt ist und was dies für die Unternehmen bedeutet.

Social Media ist so viel mehr als nur das posten von bunten Bildern und Community Management ist so viel mehr als nur die Bespaßung von Usern.

In vielen Unternehmen gelten nur harte Fakten, es zählen nur die Saleszahlen. Weitere Faktoren werden kaum berücksichtig. Doch Social Media ist in erster Linie ein Marketing- und Imagekanal, kein Absatzkanal.

Auch heute noch stehen überall Litfaßsäulen herum. Ob und von wem diese gesehen werden, wird meist nicht infrage gestellt, denn die Werbeform hat sich über Jahre etabliert. Doch welchen ROI hat eine Litfaßsäule? Dabei ist es gerade über Social Media so viel einfacher und auch günstiger, die exakte Zielgruppe zu erreichen. Man darf nur nicht die falschen Erwartungen daran knüpfen.

Auch berücksichtigen die wenigsten Unternehmen die Opportunitätskosten der sozialen Netzwerke. Fragen, die dort beantwortet werden, erreichen nicht nur den einen Fragesteller, sondern eine Vielzahl an Usern. Diese Fragen schlagen dann weniger im Call Center und im Support auf.

Es hat sich in den vergangenen Jahren sehr viel getan und seitdem Facebook auch in Deutschland für Unternehmen relevant geworden ist, hat sich die Lage schon sehr verbessert. Zu Beginn 2006 zu erzählen, dass man etwas mit Community-Management macht, erntete immer fragende Blicke. Zumindest einem Teil meines Freundeskreises ist der Begriff Social Media-Manager heute bekannt. Auch wenn die Aufgaben was alles dazu gehört weiter unklar sind. Es geht zwar aufwärts, sowohl im persönlichen, als auch im Unternehmensumfeld, aber es muss sich noch viel ändern, bis der Begriff und die Relevanz des Berufsfeldes in weiten Bereichen etabliert sind.

Was sind Deine Erfahrungen? Warum wir das Berufsfeld der Social Media- und Community-Manager auch in vielen Unternehmen noch immer nicht korrekt wahrgenommen und was muss sich ändern, damit dies passiert?

 

Community Management – der Blog

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